Jeeps

Jeeps
Nora Abdel-Maksoud
Staatstheater Nürnberg
2023

Mit Aydın Aydın | Thomas Nunner | Pola Jane OʼMara | Adeline Schebsch
Bühne Sophie Lux
Kostüm Moana Stemberger
Musik Vera Mohrs
Licht Günther Schweikart
Dramaturgie Konstantin Küspert
Fotos Konrad Fersterer

Pressestimmen:

Hilfe, mein Erbe wird verlost! So ketzerisch ist die scharfzüngige Komödie „Jeeps“ in Nürnberg
Zunächst als Klischees angelegt, lässt Martina Gredler ihnen allen genug Raum, um die Brüche in ihren Charakteren fein auszuloten. Das macht das Quartett auf der Wirklichkeitsebene des Stücks plastisch und authentisch. […] Tempo und Timing stimmen bei diesem Klassen-Clash genauso wie die Interaktion der Schauspieler. […] Denn nicht nur die Szenen, die die vier Schauspieler auf der Bühne spielen, auch die Bilder, die sie in unseren Köpfen erzeugen, verfangen.
Nürnberger Nachrichten (Birgit Nüchterlein)

Das von Regisseurin Martina Gredler auch choreographisch geführte Darstellenden-Quartett schlägt sich verbal und physisch brillant. […] Das zwischen existenzieller Verärgerung und zweckgebundenen Kurzzeitharmonien wirbelnde Quartett erstarrt in tätlichen Auseinandersetzungen und liefert ein virtuoses Pingpong, in dem der Radius der Empathie erwartungsgemäß recht klein bleibt und mit der (Amts-)Realität in Reibung kommt. […] Abdel-Maksoud hat super-genau hineingelauscht in den Jargon der Arbeitsagentur-Szene. […] Ein Abend, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt.
Donaukurier (Roland H. Dippel)

Ein bisschen trallalala

Ein bisschen trallalala
Eine Hommage an Fritzi Massary und Max Pallenberg
Ruth Brauer-Kvam | Martina Gredler
Volksoper Wien
2024

Mit Ruth Brauer-Kvam | Robert Palfrader
Musikalische Leitung Adam Benzwi
Video Madis Nurms
Sounddesign Martin Lukesch
Dramaturgie Jürgen Bauer
Fotos Barbara Pálffy

Pressestimmen:

Ein Trallala für zwei Paradiesvögel zum Verlieben
Der Funke ist übergesprungen. Einige werden jetzt wohl im Internet nach Einträgen zu Fritzi Massary suchen und vor allem bei dem Interview aus dem Jahr 1965 hängen bleiben. Über 80 Jahre alt ist die Massary da bereits, ungebrochen blitzen Charme, Charisma und Wärme durch. Kurze Passagen aus dem Videomaterial durchziehen den Abend „Ein bisschen trallalala“ an der Wiener Volksoper: Das Tüpfelchen auf dem i in dieser Produktion, die Ruth Brauer-Kvam als Hommage an Fritzi Massary und Max Pallenberg gemeinsam mit der Regisseurin Martina Gredler auf die Bühne gebracht hat. […] Gemeinsam mit einem knapp zwanzigköpfigen Salonorchester, das Adam Benzwi vom Klavier aus leitet, präsentiert Ruth Brauer-Kvam die größten Hits der Massary. Robert Palfrader schlüpft in die Rolle Pallenbergs und punktet besonders in den Dialogen mit gutem Timing und spürbarer Textleidenschaft. Der immense Wortwitz samt frivoler Doppeldeutigkeiten, der große sprachliche Reichtum und der jüdische Humor sind die Tragfläche des Abends. Seine Schatzkiste. […] Der knapp siebzigminütige Abend erwischt genau die richtige Mischung aus Verbeugung, Erinnerung, Bewunderung, Tiefe und eigenem Entfaltungsraum. Alles echt. So wie bei der Massary, die immer Champagner und nie Wasser auf der Bühne getrunken hat.
Die Presse (Marion Eigl)

Paradiesvögel vor dem Untergang
Hier fegen zwei Temperamentbündel über die Vorderbühne. Zum einen Ruth Brauer-Kvam, die gemeinsam mit der Regie auch Buch und Konzept verantwortet hat: […] Mal schwebt diese Diva mit nasaler Grandezza über den Dingen, mal flattert sie als kokettes Huhn durch die Szene und ist entsprechend federnreich gewandet. Dazu passend entert Pallenberg die Bühne im Gockelkostüm: Robert Palfrader verleiht dem Kaiser der Zwischenkriegskomödien feiste Fröhlichkeit und soliden (Sprech-)Gesang, lässt düstere Pointen aber nicht zu Wuchteln verkommen.
Der Standard (Christoph Irrgeher)

Tingeltangel-Kolibris
Rasant, charmant, frivol und ein wenig melancholisch, so trällern sich an der Wiener Volksoper die Diseuse, Tänzerin und Schauspielerin Ruth Brauer-Kvam und der Charakterkomiker Robert Palfrader in knapp 90 Minuten durch zwei eng miteinander verwobene Lebenslinien des jüdischen Showbusiness. Der Vorbühnenabend mit 18-köpfigem Orchester ist dem „bisschen trallalala“ gewidmet, das in den 1910er- bis 1930er-Jahren kometengleich die verpartnerten Entertainment-Sterne Fritzi Massary und Max Pallenberg entfachten. […] Wie eine Perlenschnur reiht sich nun ein „Trallalala“-Hit an den nächsten. Brauer-Kvam beherrscht den erotischen Sprechgesang der Massary perfekt, ohne sie zu imitieren, Palfrader echauffiert sich putzig als HB-Männchen Pallenberg, als Zigaretten-Cartoonfigur. Der Abend ist wunderbar unterhaltsam, sprüht vor klugem, fein serviertem Witz und hat auch seine traurigen Momente. Nach ihrer Flucht stirbt Pallenberg 1934 bei einem Flugzeugabsturz, Massary lebt bis 1969 bei ihrer Tochter in Beverly Hills. Da ist die einzigartig originelle Operettenkönigin fast vergessen. Zum Glück wird sie seither immer wieder neu entdeckt.
Profil (M.B.)

Ein unvergesslicher Abend: „Ein bisschen trallalala“ an der Volksoper
„Ein bisschen trallalala“, der Titel des Abends, ist einem legendären Massary-Song entliehen: „Im Liebesfalle sind nämlich alle ein bisschen trallalala.“ Brauer-Kvam, die der Massary zum Verwechseln ähnelt, singt so hinreißend kokett, dass man sich augenblicklich verliebt – in Fritzi, Ruth und den Esprit der damaligen Zeit. […] Begleitet von einem lustvoll swingenden Salonorchester unter der Leitung des famosen Pianisten Adam Benzwi wird geturtelt und gezankt, geküsst und getanzt. […] Eine liebevolle Hommage und ein unvergesslicher Abend, bei dem die Funken nur so sprühen.
Der Falter (Miriam Damev)

Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen

Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen

Sibylle Berg
Österreichische Erstaufführung
Burgtheater Wien | Vestibül
2015

Mit Sabine Haupt
Bühne Jura Gröschl
Kostüm Moana Stemberger
Video Sophie Lux
Musik Raimund Hornich
Licht Ivan Manojlevic
Dramaturgie Hans Mrak
Fotos Georg Soulek

Pressestimmen:

Krisen der Generation Praktikum – Sibylle Bergs „Es sagt mir nichts…“ wird von Martina Gredler intelligent inszeniert, von Sabine Haupt auf der intimen Bühne fantastisch umgesetzt
Martina Gredler hat nun diesen unterhaltsamen Text intelligent und abwechslungsreich an der Burg inszeniert, vor allem aber setzt Sabine Haupt diese Arbeit in einem furiosen Solo auf dieser kleinen Nebenbühne um. Am Sonntag gab es die Wiener Erstaufführung. Sie würde einen größeren Rahmen verdienen, denn sie trifft den Nerv der Zeit und wird von Haupt auch schön differenziert gespielt. Zu recht wurde bei der Premiere heftig applaudiert.
Die Presse (Norbert Mayer)

Ungenießbare Zeitgenossenschaft – „Es sagt mir nichts…“ im Vestibül der Burg ist eine manische, trashige Außen- und Innenweltexploration mit Musik und Tanz
Rasant geht es zu. Es ist eine formidable Leistung Haupts, diese 90 Minuten zu stemmen: manisch, panisch, höchst überdrüssig-zeitgenössisch. Immer nah dran am Nervenzusammenbruch. Manchmal auch am Overkill. Aber wer sagt, dass Theater immer bequem sein kann/muss/soll/darf.
Der Standard (Michael Wurmitzer)

Das wahre Grauen liegt im Zumbakurs verborgen
Bergs Text ist grandioses Trend-Bashing: „Wir schauen ironisch Youporn und Casting-Model-Shows“, heißt es da und: „Wir knutschen selbstverständlich geschlechtsneutral.“ […] Haupt, die keine Anfang 20 mehr ist, ist eine gute Besetzung für die Rolle der Jungen, die ums Ende der Jugend fürchtet. Man wusste gar nicht, wie komisch sie sein kann. Der lustigste Moment ist, wenn sie eine Tanztheater-Off-Produktion nachmacht und inbrünstig hofft, im Alter nicht mehr zu so blöden Veranstaltungen gehen zu müssen. Man hofft mit ihr.

Falter

Ritterin mit guten Zähnen
Überzeugend in Bergs mit Gedanken und Motiven überladenem Stück: Sabine Haupt. Mit Regisseurin Martina Gredler erschuf sie für die österreichische Erstaufführung eine Art weiblichen Kasperl in Akrobatenkostüm, ein zwischen Handy und Bildschirm hin und her rasendes Wesen, das sich dem Wodka hingibt, über andere echauffiert. Haupt wird zur modernen Ritterin der traurigen Gestalt, kämpft gegen die Mühlen der Realität.
Kronen Zeitung (Thomas Gabler)

Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen
In Wien dauert die Aufführung über 90 Minuten und Sabine Haupt monologisiert sich ohne jede Hilfe und Unterstützung allein durch den Abend. Und man muss gleich feststellen, dass es sich um eine Meisterleistung der Konzentration, der Differenzierung, der Ironie handelt, die sie hier bietet, in bewusster sprachlicher Vielfalt von Akzenten hier und dort. […] Und dabei doch kein leeres Virtuosenstück – was man auch nicht übel nähme, angesichts von so viel stupendem Können.
Der Neue Merker (Renate Wagner)

 

 

 

Böhm (Regiemitarbeit)

Böhm (Regiemitarbeit)
Paulus Hochgatterer
Uraufführung
Schauspielhaus Graz
2018

NESTROY Nominierung 2018 (Beste Bundesländer-Aufführung)

Mit Nikolaus Habjan
Regie Nikolaus Habjan
Bühne Julius Theodor Semmelmann
Kostüm Cedric Mpaka
Licht Thomas Trummer
Dramaturgie Elisabeth Geyer
Fotos Lupi Spuma

Pressestimmen:

Net lach’n – spielen, meine Herren!
„Böhm“ heißt das am Donnerstag im Grazer Schauspielhaus aus der Taufe gehobene Stück, ein von Paulus Hochgatterer brillant zurechtgeschnittener, tiefenscharfer Text. Abrechnung mit der Nazi-Vergangenheit des Dirigenten? Die schleicht sich ein unter einer Folie aus Anekdotischem und umwerfend-bärbeißigem Grant. Da sind fiktive Gespräche mit Nazi-„Impresarii“ ebenso drin wie jenes denkwürdige Flughafen-Interview mit Karl Löbl, das Böhms Abgang als Staatsoperndirektor 1956 zumindest nicht verlangsamt hat. […] Jubel für Paulus Hochgatterer und Nikolaus Habjan, aber auch fürs Team, aus dem Habjan vor allem die Co-Regisseurin Martina Gredler besonders hervorhob. Eine so dichte, zwischen politischem Anspruch und Humor wohl abgewogene Produktion kann nur im Teamwork gelingen.
DrehPunktKultur (Reinhard Kriechbaum)

Habjans begnadete Ein-Mann-Show
Es sind atemberaubende eindreiviertel Stunden, zu denen Nikolaus Habjan ins Grazer Schauspielhaus lädt. Der Regisseur, Puppenspieler und Schauspieler verleiht Paulus Hochgatterers präzisem Text „Böhm“ eine Tiefe, die sonst eher die von Karl Böhm dirigierten Werke erreichen. […] Nikolaus Habjan zeigt als Schauspieler, Puppenspieler und Regisseur eine facettenreiche Auseinandersetzung mit Karl Böhm. […] Den faszinierenden, klugen und erstaunlich vielschichtigen Abend hat Habjan gemeinsam mit Martina Gredler inszeniert, die wandelbare Bühne stammt von Julius Theodor Semmelmann, die Kostüme steuerte Cedric Mpaka bei. Ein Theatererlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.
Kronen Zeitung (Michaela Reichart)

Tanz auf dem Vulkan der Geschichte
In Graz zeigt der phantastische Nikolaus Habjan ein Stück über einen verrufenen Sohn der Stadt. […] Zu Beginn jedenfalls sitzt der alte Mann allein auf der wunderbar von Julius Theodor Semmelmann als Sammelsurium von Fünfziger-Jahre-Kommoden aus Wurzelholz, selbstverständlich mit Uhren und Weckern vollgestellt, umgebenen Vorderbühne in seinem Rollstuhl. […] Er [Nikolaus Habjan] bringt sogar […] knapp einen Meter große marionettenartige Puppen zum Einsatz und zeigt dabei seine Virtuosität in der Verwendung der unterschiedlichsten Zungenschläge: vom rumänischen Helfer über das näselnde Schönbrunnerdeutsch-Wienerisch Böhms bis hin zum sächselnden Reichsgaumusikbeauftragten. Dabei gelingt ihm, was nur den besten Puppenspielern – noch dazu hat Habjan mit Hilfe von Marianne Meinl alle Puppen selbst angefertigt, und die Lebensähnlichkeit der Pappmachékameraden wird immer größer – glückt: Nach kaum einer Schrecksekunde vergisst man, dass man Puppen vor sich sieht. Und am Ende dieses erstaunlichen, geglückten, minutenlang frenetisch beklatschten Abends hat Habjan doch noch Böhm vom Sockel gestoßen. Ein gleichzeitig beklemmendes und befreiendes Bild.
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Martin Lhotzky)

Der fahle Maestro
Das Bühnenbild (Julius Theodor Semmelmann) ist ein Geviert aus braunen Kommoden. Sehr witzig sind die Szenen, in denen der autoritäre, pedantische Böhm auf der Probe den jungen Walter Berry schikaniert oder einen Musiker zur Schnecke macht. […] Der begnadete Stimmenimitator und Komödiant Habjan ist hier ganz in seinem Element. Obwohl er sich selbst hauptsächlich als Regisseur versteht, zeigt sich Habjans Meisterschaft auch diesmal in seiner Performance. […] Von Böhm gibt es mehrere Puppenversionen, am gespenstischsten ist jene Szene, in der bloß der silbrig-fahle Schädel des Dirigenten zum Einsatz kommt, den Habjan sich vor den Kopf hält. Den stärksten Eindruck aber hinterlässt der alte Mann, der gebrechlich in seinem Rollstuhl kauert, durch dicke Brillen blickt und sich mit seinem rumänischen Pfleger und dessen kleiner Schwester unterhält.
Süddeutsche Zeitung (Wolfgang Kralicek)