Truemmerherz

Trümmerherz
Bernhard Bilek
Eine Produktion von Wiener*innen Wahnsinn in Kooperation mit WERK X-Petersplatz
Uraufführung 2022

Mit Felix Krasser | Josefine Reich | Lukas David Schmidt | Bettina Schwarz | Anna Zöch
Ausstattung & Kostüm Moana Stemberger
Choreografie Daniela Mühlbauer
Komposition & Live-Musik Nadine Abado
Licht Ines Wessely
Fotos Alex Gotter

Pressestimmen:

Auf den Trümmern der Herzen wird getanzt
Die berührende Begleitmusik zum großen Drama liefert Nadine Abado, die die Darsteller mit Lʼamour-Hatscher und Sehnsuchtsballaden versorgt. In den knapp 80 Minuten dauernden Stück werden einige gesellschaftspolitische Problemzonen, die seit den 1950er-Jahren bis heute nachwirken, angesprochen, offengelegt und tänzerisch verarbeitet. Das Nicht-Gesagte, das Verdrängte, das Vergessene (sehr österreichisch) wird dann auf einer körperlichen Ebene erfahr- und sichtbar gemacht, was des Öfteren schmerzvoll endet.
Kurier (Marco Weise / 4 von 5 Sternen)

Figaro lässt sich scheiden

Figaro lässt sich scheiden
Ödön von Horváth
Stadttheater Klagenfurt
2022

Mit Hanna Binder | Florian Carove | Katarina Hartmann | Simon Jensen | Sören Kneidl | Magda Kropiunig | Benedikt Paulun | Elisa Seydel | Dominik Warta | Lukas Weiss
Bühne Sophie Lux
Kostüm Lejla Ganic
Musik Alexander Wladigeroff | Konstantin Wladigeroff
Licht Walter König
Dramaturgie Hans Mrak
Fotos Karlheinz Fessl

Pressestimmen:

„Ich verzeihe nichts!“
In Klagenfurt übernahm Martina Gredler die Regie. Sie ist – ebenso übrigens wie fast alle Schauspieler:innen – dem Wiener Theaterpublikum bekannt. Gredler gilt als kompetente Handwerkerin in verschiedenen Genres, nach Möglichkeit stärkt sie, wenn sie nicht gerade komplett weiblich besetzt, die Frauenrollen. […] Neben den vier Hauptpersonen wechseln sechs Spieler:innen die kleinen Rollen, anfangs grotesk überspitzt, später immer konzentrierter, leiser, stets die Klarheit der Gedanken im Fokus. […] Es funktioniert einfach alles außerordentlich gut. Gredler hat die eh schon nicht so lustige Komödie überraschend ins Tragische gebogen, aber so sauber und behutsam, dass wir nicht gleich bemerkt haben, dass es wehtut.
Nachtkritik (Martin Thomas Pesl)

Genug geheiratet. „Figaro lässt sich scheiden“ in Klagenfurt
Martina Gredler nahm für ihre Inszenierung des 1937, vier Jahre nach Hitlers Machtergreifung uraufgeführten Stücks ein paar kleine Änderungen vor. Mitten im zweistündigen Abend erfolgt in Richtung Publikum ein aufrüttelnder Appell in Sachen Frauenrechte, unter traurigerweise aktueller Bezugnahme darauf, wie regelmäßig sie Opfer von Gewaltverbrechen werden. Und am Ende finden, anders als bei Horváth, die geschiedenen Eheleute Figaro und Susanne nicht wieder zusammen, denn Susanne hat vom Heiraten in dieser Gesellschaft und für dieses Leben genug. […] Der schmierige Figaro des Wieners Florian Carove windet sich auch körpersprachlich höchst überzeugend in seinen Ausflüchten und behaupteten Sachzwängen, ehe er als Schlossverwalter so richtig gemein wird. Ihm dann eben nicht mehr zur Seite steht Hanna Binder als eine, die nicht mehr so herumgeworfen werden will wie im (sehenswerten) Tango mit dem Forstadjunkten. Beeindruckend ebenso Elisa Seydel als aristokratische Selbstbeherrschung in Person […] und dann Dominik Warta: Hochmut, Eleganz und Zerbrechlichkeit kommen da an die unvergessliche Leistung heran, die Helmuth Lohner dem Publikum in dieser Rolle geschenkt hat.
Der Standard (Michael Cerha)

Horváths „Figaro“ in Klagenfurt bitter und melancholisch
Mit viel Metaphorik, stilistischen Zitaten und minimalistischer Ausstattung setzt Regisseurin Martina Gredler Horváths Komödie auf die karge Bühne des Stadttheaters. Bei der Premiere am Freitag brillierten Florian Carove als ernüchterter Figaro und Hanna Binder als lebenslustige Susanne. Die Bühnenmusik aus der Seitenloge (Wladigeroff Brothers) war ein stimmiger Soundtrack zum Emigrantendrama. […] Für komische Lacher und Momente sorgt so manche Nebenfigur mit teils schrillem Slapstick, für Irritation eine feministische Kampfrede der Gräfin (Elisa Seydel), für Sinnlichkeit und Eleganz eine Tangoeinlage. […] Es ist keine lustige Geschichte, die da in Klagenfurt in knapp zwei pausenlosen Stunden erzählt wird. Es ist eine Geschichte über das Sterben der Liebe, die Suche nach Menschlichkeit, die Heimatlosigkeit.
APA (Karin Waldner-Petutschnig)

Der Verlust von Unschuld und Liebe
Die Regisseurin dosiert Witz und Slapstick sehr genau und legt den Fokus lieber auf das persönliche Drama der Figuren, das Scheitern der Liebe, den Verlust der Unschuld. […] Dieser Figaro, den Florian Carove erst mit nervöser Energie ausstattet, die schließlich in Resignation mündet, weiß, dass man sich anpassen muss, wenn man in der Fremde überleben will. […] Für den fetzigen und mitreißenden Part der knapp zweistündigen Produktion sind andere zuständig: Die Brüder Alexander und Konstantin Wladigeroff basteln unter anderem aus den Motiven der beiden „Figaro“-Opern von Rossini […] einen grandiosen Sound, der noch lange im Ohr bleibt.
Kleine Zeitung (Marianne Fischer)

„Figaro lässt sich scheiden“ feierte Premiere. Beziehungen drehen sich im Kreis
Den Schwierigkeiten der Pandemie trotzend, bringt das starke Ensemble in einer vielschichtigen Inszenierung mit zusätzlicher Frauenpower das Stück nun zur Aufführung. […] Witz und Tragik verpackt Regisseurin Martina Gredler bildreich, intensiv und vielschichtig in eine grundlegend schummrige Szenerie mit musikalischer Dynamik, die Fremdheit und Flucht durch südländische Töne oder Tango wie auch die Herkunft des Stoffes etwa mit Mozart, durchklingen lässt. […] Anfangs komödiantisch-gewitzt wandelt sich Florian Carove als Figaro zum angepassten, hoffnungslosen Selbstständigen. Lebhaft, mit großer Geste und weiblicher Frische, versucht Hanna Binder als seine Frau Susanne ein Familienglück aufzubauen und scheitert daran. […] Ausdrucksstark und facettenreich überzeugt das Ensemble nicht zuletzt mit einer Gesangseinlage von Katarina Hartmann.
Kronen Zeitung (Tina Perisutti)

Wolkenkuckucksheim XX

Wolkenkuckucksheim XX
nach „Die Vögel“
Aristophanes
Schubert Theater Wien
2022

Mit Markus-Peter Gössler | Angelo Konzett
Puppenbau Annemarie Arzberger
Bühne Claudia Vallant
Musik Raimund Hornich
Licht Simon Meusburger
Fotos Barbara Pálffy

Pressestimmen:

Wolkenkuckucksalbtraum
Man sollte sich Aristophanesʼ Komödie „Die Vögel“, 414 v. Chr. erstmals aufgeführt, wieder einmal durchlesen. Vielleicht denkt man da als Vergleich des Niveaus dann zuerst an die Pradler Ritterspiele, endet doch ungefähr jeder Akt mit einer Prügelszene. Ganz anders nun die Neuinterpretation zu „Wolkenkuckucksheim XX“ (Regie: Martina Gredler; Puppenspiel: M.-P. Gössler und A. Konzett) anlässlich des Internationalen Figurentheaterfestivals: Die ursprünglichen Athener, die die Vogelschar zur Rebellion anstacheln, sind hier fette, gierige Maden, bald auch als Parodie auf Donald Trump zu identifizieren. Am Ende ist niemand mehr am Leben. Wahrlich eine rabenschwarze Komödie!
Falter (Martin Lhotzky)

GO WEST!

GO WEST!

nach „Die Reise nach Westen“
Wu Cheng’en
Schubert Theater Wien
2021

Mit Markus-Peter Gössler | Angelo Konzett | Jana Schulz
Puppenbau Annemarie Arzberger
Bühne Claudia Vallant
Komposition & Dramaturgie Jana Schulz
Video Mathias Hradecsni
Licht Simon Meusburger
Fotos Barbara Pálffy

Moby Dick

Moby Dick
Franziska Steiof
Theater für Niedersachsen
2020

Mit Jeremias Beckford | Nina Carolin | Gotthard Hauschild | Haytham Hmeidan | Jonas Kling | Simone Mende | Linda Riebau | Marisa Wojtkowiak
Bühne & Kostüm Anna Siegrot
Musik Panagiotis Papadopoulos
Dramaturgie Cornelia Pook
Fotos Clemens Heidrich

Pressestimmen:

Moby Dick im tfn: ein arges Seemannsgarn
Gute Kindergeschichten schrecken nicht vor Grusel und Grausamkeit zurück. Das blutrote Licht beim Zerlegen der Wale, das teilnahmslose Rauschen der See und das sanfte Klagelied der Frau am Strand – Regisseurin Martina Gredler baut eine dichte Atmosphäre auf und lockert diese mit cleveren Details auf. Inselbewohner Queequeg betet beispielsweise eine Plastikflasche an. Welcher Götze könnte auch sonst der See trotzen?
Kehrwieder am Sonntag (Björn Stöckemann)

Die Arbeitersaga / Teil 3

Die Arbeitersaga – Teil II (Folge 3: Müllomania)
Peter Turrini & Rudi Palla
WERK X
2020

Mit Annette Isabella Holzmann | Ines Schiller | Jana Schulz | Bettina Schwarz | Lisa Weidenmüller
Bühne & Kostüm Thea Hoffmann-Axthelm
Dramaturgie Kathrin Bieligk
Fassung Martina Gredler
Fotos Alexander Gotter | Thea Hoffmann-Axthelm

 

Pressestimmen:

Die Arbeitersaga geht schrill ins Finale: Gute Tipps für die SPÖ
Im Wiener Werk X lebt die Satire derzeit als gleichnamiger Theaterabend auf. Im Dezember feierten die ersten beiden Folgen Premiere, nun laufen die Teile drei und vier gemeinsam. Martina Gredler hat sich dabei des Konflikts um die Müllfabrik angenommen und schickt ihr Frauenensemble eine Stunde lang als queeren Kraftmeier über die Bühne, karikiert den zuständigen Sanitärstadtrat mit extrabreiten Schultern und dessen Pressesprecher als Muckibudenafficionado. Korruption sieht nicht nur herrlich lächerlich aus, sondern sie klingt auch so, Mackertöne wohin man hört. Gredler nimmt mit der Macht zugleich Machos auf die Schippe. Dem so weit so gut für die Bühne adaptierten großen Spaß mangelt es aber auch nicht an sozialpolitischem Ernst, wenn ein Clownconferencier zwischen den Szenen alle möglichen Arten von Gender, Wohnen und Einkommen vom Stapel lässt. Es gibt ja ganz schön viele und darunter tragische. Ein feministischer Monolog von Johanna Dohnal erntet Zwischenapplaus, großartig auch Jana Schulz’ Akkordeonmusik in elektronischer Schräglage. Apropos schief: Garniert wird mit Zitaten aus dem letzten SPÖ-Wahlkampf. […] Zeitgemäß, ernst, trotzdem heiter – gelungen!
Der Standard (wurm)

Sozialdemokratische Schussfahrt
Fulminant im Werk X Meidling. […] Formal überzeugte zunächst die auf 50 Minuten verdichtete Dramatisierung der Folge „Müllomania“: Martina Gredler wählte für den Plot, der sich an den Ereignissen rund um das Wiener Rinter-Müllzelt orientiert, eine bizarre, beißende Clownerie, dargebracht von fünf Frauen, die mit großem Eifer männliche Machtposen karikieren. Bettina Schwarz führt als Joker-artiger Conférencier im Dompteur-Kostüm durch die Show und brilliert nebenbei als Johanna Dohnal, die den Rudi Blaha (die einzige durchgehende Figur) gehörig den Hintern versohlt. Jana Schulz am Akkordeon untermalt mit dunkler Stimme und kraftvollen Songs die Pantomime-Einlagen auf dem raffinierten Bühnenpodest. […] Stürmischer Applaus.
Kurier (Thomas Trenkler)

Lang lebe die Sozialdemokratie
Wenn Johanna Dohnal aus dem Himmel herabsteigt und dem Patriarchat den Hintern versohlt, kann nur alles gut werden. […] Höhepunkt dieser Folge ist, wenn Rudi Blaha in einem Alptraum von Johanna Dohnal, verstorbene SPÖ-Politikerin und Österreichs erste Frauenministerin, den Hintern versohlt bekommt. Kathrin Bieligk (Dramaturgie) und Bettina Schwarz (Johanna Dohnal) erhalten den Applaus verdient.
Neue Wiener (Michele Pauty)

Moskau – Petuschki

Moskau – Petuschki
Wenedikt Jerofejew
Meininger Staatstheater | Kammerspiele
2017

Mit Reinhard Bock | Meret Engelhardt | Peter Liebaug | Christine Zart
Bühne & Kostüm Anna-Luisa Vieregge 
Musik Antonia Dering (Kontrabass) | Kevin Sauer (Akkordeon) | Jana Schulz (Akkordeon)
Licht Michael Jakubowski
Dramaturgie Jana Schulz
Fassung Martina Gredler | Jana Schulz
Fotos foto-ed (Erhard Driesel)

Pressestimmen:

Kotzen und grübeln
Die delirierende Imagination des Ich-Erzählers ist schwer an reale Menschen zu binden, die vielen bildungsbezogenen Assoziationen muss man lesen – weshalb Martina Gredler und Jana Schulz, die Regisseurin und die Dramaturgin, in ihrer handwerklich nicht ungeschickten Fassung manches eliminieren und den Text, unter Verwendung des Original-Titels, auf 16 Figuren und vier Darsteller verteilen. Deren erster beginnt, dass dem Beobachter Übles im Anmarsch erschien. Russischer Assi in Bestform, direkt vom Bahnhof aufgelesen, das Deutsch beinahe so verständlich, als spräche er seine Muttersprache. Diesem besoffenen Schwein, und genau das spielt Reinhard Bock, würde keine Sau anderthalb Stunden mit einigem Interesse zuhören wollen. […] Doch Bock spielt gleichsam den täglichen Entwicklungsbogen des professionellen Trinkers: Er wird zunehmend, nun nicht eben nüchtern, aber beherrschter, er säuft sich den Kopf langsam klar. Wenigstens so weit, dass er uns seine Geschichte erzählen kann. Und findet so, in zum Einstieg nicht vermuteter Weise, zu seiner Figur, findet einen Ton, mit dem er saufen und denken kann, kotzen und grübeln. […] Eine sehr eindrückliche Arbeit dieses Schauspielers. Wie auch von Meret Engelhardt.
Nachtkritik (Henryk Goldberg)

Fluchten ins Delirium
Meret Engelhardt, Christine Zart und Peter Liebaug umkreisen den Antihelden mit viel Lust und Hingabe. Dieser Jerofejew, der Anfang 30 war, als er das Poem schrieb, ist besetzt mit Reinhard Bock, der sich jenseits der 60 befindet. […] Er spielt ihn mit fröhlicher Zärtlichkeit zugleich als staunendes Kind und als so ab- wie aufgeklärten Weisen. Aus der hageren Gestalt rollen treuherzige Augen groß hervor, ein selig verschmitztes Lächeln macht sich breit, die abgedunkelte und angeraute Stimme findet zum verbindlichen Erzählton. Den drei Kollegen gelingen kräftig gezeichnete Milieustudien aus Moskau und dem Vorortzug. Meret Engelhardt hat zum Beispiel einen starken Auftritt als schnurrbärtige Alte, der einst der Liebste die Vorderzähne ausschlug.
Thüringer Allgemeine (Michael Helbing)

Auf der Suche nach Sehnsuchtsorten
So entstehen in der Inszenierung von Martina Gredler zutiefst depressionsfördernde Einsichten in den sowjetischen Alltag jener Zeit. Reinhard Bock (als Wenja), Christine Zart, Meret Engelhardt und Peter Liebaug (in den verschiedensten Rollen) spielen sich die Seele aus dem Leib und lassen die Zuschauer – trotz des minimalistischen Bühnenbilds von Anna-Luisa Vieregge – Enge und Kälte leibhaftig spüren. Die sehnsuchtsvollen russischen Klänge, die Antonia Dering und Kevin Sauer mit Akkordeon und Kontrabass entgegenhalten, machen die Widersprüche noch schmerzhafter. Wenja wird weder Petuschki noch irgendeinen Augenblick gelebter Glückseligkeit erreichen – er wird an der Dumpfheit seiner Mitmenschen, an sich selbst und seinem Jammer endgültig zerbrechen.
Main-Post

Lumpenloretta

Lumpenloretta
Christine Nöstlinger
Uraufführung
Burgtheater Wien | Kasino
2016

Mit Florian Appelius | Sarah Viktoria Frick | Aaron Friesz | Simon Jensen | Hans Dieter Knebel | Nélida Martinez | Petra Morzé | Robert Reinagl | Dunja Sowinetz | Stefan Wieland
Bühne Jura Gröschl
Kostüm Moana Stemberger
Musik Raimund Hornich
Video Sophie Lux
Licht Norbert Gottwald
Dramaturgie Martina Gredler | Klaus Missbach
Fotos Marcella Ruiz Cruz

Pressestimmen:

Pippi Langstrumpf à la Christine Nöstlinger – Mobbing in der Vorstadt und eine unmögliche Liebesgeschichte: Sarah Viktoria Frick und Simon Jensen begeistern in der Uraufführung von „Lumpenloretta“, Martina Gredler inszenierte witzig und aufwenig
Die Inszenierung von Martina Gredler, die Mittwochabend im Kasino Premiere hatte, versucht kaum, die raue Vorlage zu glätten. Gredler und Dramaturg Klaus Missbach haben den Text geschrieben. […] Die Aufführung ist mit Liebe gemacht und gut bis sehr gut besetzt. Für ein Kinderstück ist die Produktion – über zwei Stunden mit Pause – lang, aber recht kurzweilig.
Die Presse (Barbara Petsch)

Wilde kleine Lumpenloretta
Diesen Plot hat das Burgtheater (Martina Gredler, Klaus Missbach) in praktische zwei Stunden gepackt und dramaturgisch lauffähig gemacht. Dass Gredler auch inszeniert, sorgt für weniger Reibungsverluste: Eine bunte Arbeit gelingt, nicht überzeichnet, nicht moralisierend, eingängig. […] Dass Petra Morzé als Mutter brillant eine Figur auf die Bretter stellt, wie sie überzeugender kaum sein kann, braucht nicht gesagt zu werden. Auch nicht, dass Dunja Sowinetz kleine Lichtpunkte setzt. Sarah Viktoria Frick und Simon Jensen sind ein ordentliches, berührendes junges Paar – und so läuft alles nach Plan. Große Zustimmung im Publikum!
Kronen Zeitung (AN)

Am Rande der Stadt, wo man Fisolen isst und Zopferl sagt
Und Martina Gredler inszenierte die Geschichte vom Erwachsenwerden einfallsreich flott. Jura Gröschl errichtete dafür im Burgtheater-Kasino am Schwarzenbergplatz eine liebevolle Spielwiese. Gredler untermalt die Geschichte mit Liedern von Jack White und den Eels, sie karikiert wild (Streber Zecke zum Beispiel, Mitschüler von Glatze, liest am Badeteich die Zeit) – und Sophie Lux steuert witzige Trickfilme bei.
Kurier (Thomas Trenkler)

Caliban wonnegrunzt auf der Wohlstandsinsel
Und weil der himmelhohe Saal des Burg-Kasinos die bauliche Regsamkeit befördert, hat sich auch Ausstatter Jura Gröschl nicht lumpen lassen. Zwei Wohneinheiten grenzen opulent aneinander. Ein Rasenstreifen bildet die Demarkationslinie zwischen Arm und Reich, Hui und Pfui. Es gehört zu den schönen Erfolgen dieser epischen Bemühung (Regie: Martina Gredler), die Fragwürdigkeit aller sozialen Zuschreibungen im Nu zu erweisen. Loretta (Sarah Viktoria Frick), die „Neue“, beschämt die Bedenkenträger. Sie gibt das Kraftpaket, das sich wonnegrunzend wie Caliban durch die Gefilde der Wohlanständigen bewegt. Loretta punktet im Handumdrehen als Kraftsportlerin sowie als angehende Zirkusartistin. […] Für jede einzelne Figur führt die Regie eine Geschichte im Angebot. Da ist die blondierte Mutter (Dunja Sowinetz) von Nachbarsmädchen „Locke“. Die Dame führt mit einem offenbar unzuverlässigen Herren (dem „Ernstl“) eine Fernbeziehung via Handy. Wie Sowinetz mit einem kleinen Verrutschen der Sprachmaske ihr unsägliches Leid kundgibt – das ist wunderbarstes Burg-Theater. Einen ähnlichen Punktesieg landet Morzé als Mama. Klimakterielle Reizbarkeit ertränkt dieser Drache der Vorstadt in Prosecco. Ganz behutsam zeigt Gredler die Kosten auf, die das sorglose Leben den Menschen abverlangt. Sie ist damit der Lebensklugheit von Autorin Nöstlinger ganz nahe.
Der Standard (Roland Pohl)

Silberlöffel und Blech-Dasein
Regisseurin Martina Gredler setzt auf ein perfekt abgestimmtes Ensemble aus ganz jungen und erfahrenen Schauspielern, auf Musik, ruppig rockig bis sanft poppig, subtile Videos und eine spannende Choreografie. […] Was hier gelungen ist, ist poetisch-kritisches Jugendtheater, das gewissermaßen auf Sneakers ganz in der Gegenwart unterwegs ist.
Tiroler Tageszeitung (lietz)

Christine Nöstlingers „Lumpenloretta“ im Kasino des Burgtheaters
Nöstlinger hat die Geschichten rund um ihre Heldinnen und Helden nicht erfunden, es scheint so, als ob sie das, was in unser aller Leben so oder so ähnlich vorkommt, lediglich zu Papier gebracht hätte. Dass daraus ein höchst vergnügliches und spannendes Theaterstück wurde, hat sie Martina Gredler zu verdanken. Die Regisseurin verfolgte eine höchst einfühlsame und zugleich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene nachvollziehbare Personenführung. […] Ganz wunderbar, wie Gredler die ersten Liebesfunken der jungen Menschen in Zeitlupe gießt und mit einem Liebessong untermalen lässt. Einfach nur poetisch und witzig zugleich, wie Loretta Glühwürmchen fängt und in ihr T-Shirt steckt, bis sie unter ihrer Short wieder zum Vorschein kommen. Köstlich, wie Christine Nöstlinger selbst als Buschauffeurin in einem Video kurz auftaucht und verschmitzt ins Publikum lacht. Ein wunderbarer Regieeinfall folgt dem nächsten, ohne marktschreierisch oder aufgesetzt daherzukommen. Gredler erzählt mit viel Kreativität und wie aus einem Guss Nöstlingers Geschichte ohne Pathos aber mit jeder Menge Humor. […] Eine Empfehlung nicht nur für Nöstlinger-Liebhaberinnen und Liebhaber, sondern für alle, die ein intelligentes und gut gemachtes Jugend-Theaterstück sehen möchten.
European Cultural News

Ein rebellisches Mädchen verliebt sich
Als Hommage an die große aufmüpfige Autorin Christine Nöstlinger hat das Burgtheater ihr Buch „Lumpenloretta“ auf die Bühne gebracht. Ein „komisches Girl“ verdreht dem zwölfjährigen Nachbarsjungen den Kopf. Die Liebesgeschichte hat Regisseurin Martina Gredler unverkrampft und liebevoll für ein Publikum ab acht (gerne auch etwas älter) umgesetzt. Die in jeder Hinsicht rebellische Sarah Viktoria Frick in der Titelrolle führt ein erstaunlich perfekt besetztes Ensemble „kindlich“ wirkender Jungschauspieler an.
Falter

Jugend

Jugend ohne Gott
Ödön von Horváth
Meininger Staatstheater | Kammerspiele
2016

Mit Hagen Bähr | Meret Engelhardt | Vivian Frey | Kathrin Horodynski | Anna Krestel | Peter Liebaug | Carla Witte
Bühne & Kostüm Anneliese Neudecker
Licht Michael Jakubowski
Dramaturgie Anna Setecki
Licht Simon Meusburger
Fassung Martina Gredler
Fotos Sebastian Stolz

Pressestimmen:

Es kommen kalte Zeiten
Wenn das Licht angeht auf der Bühne, ist der Theaterabend manchmal schon halb verloren. Oder halb gewonnen. Je nachdem, was die Augen der Zuschauer erwartet. Als das Licht am Donnerstag in den Meininger Kammerspielen anging, war der Abend bereits halb gewonnen. Was an dem grau-schwarzen Dings lag, das Bühnenbildnerin Anneliese Neudecker da mittig und raumbreit hingestellt hatte. Vier versetzt auf einem Podium angeordnete Rohre, die unweigerlich an ins Riesenhafte vergrößerte Gewehrläufe erinnerten. Wie treffend diese Assoziation ist, zeigte sich in den folgenden knapp zwei Stunden mit Ödön von Horváths „Jugend ohne Gott“. […] In der schnellen Folge von rund vierzig knapp gefassten Szenen lässt Regisseurin Martina Gredler ihre sieben Schauspieler zwischen den Gewehrläufen verschwinden und wieder auftauchen, präzis im Takt, ohne Pause, mit vielen Rollenwechseln. […] Was bereits halb gewonnen war zu Beginn des Abends, es war an seinem Ende ganz gewonnen – von Martina Gredler und ihrem Ensemble.
Freies Wort (Susann Winkel)

Im Zeitalter der Fische
„Es kommen kalte Zeiten, das Zeitalter der Fische. Da wird die Seele des Menschen unbeweglich wie das Antlitz eines Fisches.“ – Ein Satz aus Ödön von Horváths Roman „Jugend ohne Gott“, der einen erschaudern lässt, angesichts des momentan forschen Wachstums von Angst, Gleichgültigkeit und Hass. […] Horváths Detailblick auf die Verrohung einer Gesellschaft kann man im bestimmbaren historischen Kontext auf die Bühne bringen. Oder man stellt sie in einen abstrakten Raum. Die Regisseurin und ihre Ausstatterin Anneliese Neudecker entscheiden sich für den zweiten Weg. […] Die Schauspieler und Schauspielerinnen, die in alle möglichen Rollen schlüpfen – Schüler, Eltern, Pfarrer, Lehrer, Richter, etc. –, bewegen sich pausenlos über, neben, auf und zwischen vier längsseits liegenden abgestuften Röhren. Kriechend, sitzend, liegend, ruhend, kletternd, stehend. […] Respekt gilt den Schauspielern Vivian Frey, Carla Witte, Hagen Bähr, Peter Liebaug, Anna Krestel, Kathrin Horodynski und Meret Engelhardt. […] Der stete Wechsel der Szenen und der atemlose Rhythmus erfordern von den Akteuren enorme Wandlungsfähigkeit und Wortpräsenz.
Main-Post (Siggi Seuss)

Wir sind schon wieder in kalten Zeiten
„Das ist eine hochbrisante Geschichte“, sagt die Regisseurin. Trotzdem möchte sie ihre Inszenierung weder in die Nazizeit noch tagespolitisch verorten. „Ich habe das Stück transformiert und in eine künstlerische Sprache übersetzt.“ Dahinter möchte die Wienerin, die den Zustrom der Flüchtlinge im Sommer 2015 auf dem Wiener Westbahnhof erlebte, jedoch nicht ihrer Wut verstecken. „Wir sind schon wieder in kalten Zeiten“, konstatiert sie. „Aber die meisten verschließen ihre Augen vor dem, was im Mittelmeer – inzwischen ein Massengrab – passiert.“ In Deutschland werde es den Neonazis leicht gemacht, sagt die Österreicherin und führt als Beispiel das „Führerschnitzel für 8,8 Euro“ an, das kürzlich zum „Führergeburtstag“ in einem Gasthof der Rechten im Kloster Veßra verkauft worden sei. So etwas könne sie sich in Österreich derzeit nicht vorstellen, aber die jüngsten Wahlen seien knapp ausgegangen und EU-weit – ob in Ungarn, Polen oder Frankreich – gebe es einen deutlichen politischen Rechtsruck. „Heute brennen Asylheime, später werden es vielleicht Menschen sein“, blickt die Theaterfrau voraus. Um so wichtiger sei heute die Rolle des Theaters, das diesen Tendenzen entgegenwirke. Denn leider sei es inzwischen so, dass sich auch Akademiker und gebildete Leute Parteien, die einfache Lösungen für die politischen Konflikte anbieten, anschließen. „Die Wirkung des Theaters darf man nicht unterschätzen“, so Martina Gredler. Gerade die deutschen Theater hätten viel Arbeit geleistet, die eigentlich Sache der Politik sei.
Freies Wort (Carola Scherzer)


Und dann kam Mirna

Und dann kam Mirna
Sibylle Berg
Hoftheater Bergkirchen
2019

Mit Janet Bens
Ausstattung Ulrike Beckers
Choreografie Annalena Lipp

Pressestimmen:

Rebellion und Spießerglück
In Martina Gredlers furiosen Inszenierung spielt Janet Bens eine namenlose Mutter in Erziehungs- und Beziehungsnöten sowie deren taffe, vielleicht zehnjährige Tochter Mirna in Personalunion. Regisseurin, Soloschauspielerin, die junge Choreografin Annalena Lipp und Ausstatterin Ulrike Beckers haben daraus mit ungeheurer Lust an den Finessen von Bergs ausgefeilter Sprache, an blitzartigem Rollenwechsel und an harten Beats von DJ David Guetta eine abgründige, tiefgründige Suche nach Liebe, Respekt und geplatzten Lebensträumen gemacht. Das hat nichts Verbiestertes an sich, sondern macht mit absurdem Witz das begeisterte Publikum zu Weggefährtinnen und Weggefährten einer Reise, die auf Umwegen durchaus ins eigene Ich und ins eigene Leben führen kann […] Eine Steilvorlage für dieses Frauen-Quartett des Hoftheaters. Sie sind in Hochform, übertreffen sich selbst, erfinden sich und das Hoftheater wieder einmal ein Stück weit neu – und das alles in einer guten Stunde Lebenslust und Lebensfrust.
Süddeutsche Zeitung (Dorothea Friedrich)

Ein Stück von Müttern und Töchtern
Ein starker Auftritt in einem aktuellen Stück mit krassen Bildern und politischem Hintergrund […] In dem bissigen und zugleich witzigen Theaterstück steht Janet Bens im Hoftheater Bergkirchen in einer Doppelrolle als Hippie-Mutter und Tochter Mirna eine Stunde lang allein auf der Bühne. Sie vollzieht einen Kraftakt, ist ständig in Bewegung, schlüpft blitzschnell von der schwarzen Lederjacke in das pinkfarbene Outfit der Tochter und tanzt sich bei Discomusik nach der Choreografie von Annalena Lipp den Frust von der Seele […] Für das von ihr packend dargestellte Wechselbad der Gefühle wurde die Schauspielerin vom mitgerissenen Premierenpublikum mit Riesenbeifall belohnt.
Münchner Merkur (Ingrid Koch)