Sechs Tanzstunden in sechs Wochen

Sechs Tanzstunden in sechs Wochen
Richard Alfieri
Burgtheater Wien
2019

Mit Andrea Eckert | Markus Meyer
Bühne und Video Sophie Lux
Kostüme Lejla Ganic
Choreografie Daniela Mühlbauer
Musikalische Leitung Andreas Radovan
Musiker Lenny Dickson | Andreas Radovan | Emily Stewart | Alexander Wladigeroff | Konstantin Wladigeroff
Licht Norbert Gottwald
Dramaturgie Hans Mrak
Fotos Reinhard Werner

Pressestimmen:

Dancing Stars im Burgtheater-Kasino
Martina Gredler verlässt sich bei ihrer Inszenierung auf die Kraft ihrer Schauspieler […] Andrea Eckert ist eine Virtuosin der Menschendarstellung. Minutiös wandelt sie sich von der Lehrerin im Ruhestand, die ihren Schüler, hier ihren Tanzlehrer, durchschaut, zur Frau, die sich ins Leben träumt. Markus Meyer agiert auf Augenhöhe. Wie diese Schauspieler die Gratwanderung zwischen leichtem Entertainment – choreographische Einlagen inklusive – und Tragödie schafften, wurde bejubelt.
Kurier (Susanne Zobl)

Sich gegenseitig nichts und alles schenken
Eine seltsame Freundschaft wächst und formt ein bittersüßes Wohlfühlstückmit sentimentaler Note. Mit so leichter Kost geht die Intendanz von Karin Bergmann ins Finale […] Mit dreierlei Tricks versucht Regisseurin Martina Gredler das Beste daraus zu machen. Erstens mit einer schmissigen Liveband. Hinter der halbtransparenten Bühne (Sophie Lux) begeistern Lenny Dickson, Andreas Radovan, Emily Stewart sowie Alexander und Konstantin Wladigeroff mit flottem Swing, Cha Cha Cha und Rock ‘n’ Roll. Ein gutes Drittel des Abends nimmt die Musik ein. Zweitens greift Lejla Ganic tief in die Kostümkiste nach allerlei verführerischen Kleidern für Eckert und kuriosen Verkleidungen für Meyer. Dieser ist – der dritte Kniff des Abends – als schwuler Tanzlehrer eine Wonne. Dass Meyer tanzen kann, wusste man bereits. Als Lehrer verfolgt er einen ganzheitlichen Lehransatz, weswegen er beim Tango lispelt und beim Walzer die „gnä’ Frau“ im Fantasiefrack zwischen Couch und Topfpflanze übers Parkett führt. Sobald er durch die Tür kommt, sind ihm die Lacher des Publikums sicher. Diese eineinhalb Stunden sind dank der Akteure sympathisch.
Der Standard (Michael Wurmitzer)

Parterre-Akrobaten

Parterre-Akrobaten!
H. C. Artmann | Kurt Schwitters
Schubert Theater Wien
2016

Mit Christoph Hackenberg (Puppenspiel) | Manuela Linshalm (Puppenspiel)
Bühne Claudia Vallant
Puppenbau Nikolaus Habjan | Manuela Linshalm
Kostüm Lisa Zingerle
Musik Jana Schulz (Akkordeon)
Licht Simon Meusburger
Dramaturgie Jana Schulz
Fotos Barbara Pálffy

Pressestimmen:

Grete Müller heiße ich, in schöne Hälse beiße ich – Ein feuchter Dada-Traum
Zieht der DaDa-Papst Kurt Schwitters beim Wörterfürsten H. C. Artmann ein. Das glauben Sie nicht? Kann man aber derzeit als Figurentheater erleben! In grandios unterhaltsamen 80 Minuten schauen wir Schwitters (Manuela Linshalm) und Artmann (Christoph Hackenberg) beim Besuch im Prater oder auch im Puff zu. Sie treffen auf allerlei schräge Typen (weitere Klappmaulpuppen), stets begleitet vom beängstigend stimmigen Akkordeonspiel von Jana Schulz. Weder Artmanns „die liebe Mumie“ noch Schwitters’ „Anna Blume“ fehlen da. Martina Gredler hat in „Parterre-Akrobaten!“ eine witzige Revue aus Texten der Protagonisten zusammengestellt und führt uns damit direkt ins pure Sprachbastelglück.
Falter (Martin Lhotzky)

Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen

Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen

Sibylle Berg
Österreichische Erstaufführung
Burgtheater Wien | Vestibül
2015

Mit Sabine Haupt
Bühne Jura Gröschl
Kostüm Moana Stemberger
Video Sophie Lux
Musik Raimund Hornich
Licht Ivan Manojlevic
Dramaturgie Hans Mrak
Fotos Georg Soulek

Pressestimmen:

Krisen der Generation Praktikum – Sibylle Bergs „Es sagt mir nichts…“ wird von Martina Gredler intelligent inszeniert, von Sabine Haupt auf der intimen Bühne fantastisch umgesetzt
Martina Gredler hat nun diesen unterhaltsamen Text intelligent und abwechslungsreich an der Burg inszeniert, vor allem aber setzt Sabine Haupt diese Arbeit in einem furiosen Solo auf dieser kleinen Nebenbühne um. Am Sonntag gab es die Wiener Erstaufführung. Sie würde einen größeren Rahmen verdienen, denn sie trifft den Nerv der Zeit und wird von Haupt auch schön differenziert gespielt. Zu recht wurde bei der Premiere heftig applaudiert.
Die Presse (Norbert Mayer)

Ungenießbare Zeitgenossenschaft – „Es sagt mir nichts…“ im Vestibül der Burg ist eine manische, trashige Außen- und Innenweltexploration mit Musik und Tanz
Rasant geht es zu. Es ist eine formidable Leistung Haupts, diese 90 Minuten zu stemmen: manisch, panisch, höchst überdrüssig-zeitgenössisch. Immer nah dran am Nervenzusammenbruch. Manchmal auch am Overkill. Aber wer sagt, dass Theater immer bequem sein kann/muss/soll/darf.
Der Standard (Michael Wurmitzer)

Das wahre Grauen liegt im Zumbakurs verborgen
Bergs Text ist grandioses Trend-Bashing: „Wir schauen ironisch Youporn und Casting-Model-Shows“, heißt es da und: „Wir knutschen selbstverständlich geschlechtsneutral.“ […] Haupt, die keine Anfang 20 mehr ist, ist eine gute Besetzung für die Rolle der Jungen, die ums Ende der Jugend fürchtet. Man wusste gar nicht, wie komisch sie sein kann. Der lustigste Moment ist, wenn sie eine Tanztheater-Off-Produktion nachmacht und inbrünstig hofft, im Alter nicht mehr zu so blöden Veranstaltungen gehen zu müssen. Man hofft mit ihr.

Falter

Ritterin mit guten Zähnen
Überzeugend in Bergs mit Gedanken und Motiven überladenem Stück: Sabine Haupt. Mit Regisseurin Martina Gredler erschuf sie für die österreichische Erstaufführung eine Art weiblichen Kasperl in Akrobatenkostüm, ein zwischen Handy und Bildschirm hin und her rasendes Wesen, das sich dem Wodka hingibt, über andere echauffiert. Haupt wird zur modernen Ritterin der traurigen Gestalt, kämpft gegen die Mühlen der Realität.
Kronen Zeitung (Thomas Gabler)

Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen
In Wien dauert die Aufführung über 90 Minuten und Sabine Haupt monologisiert sich ohne jede Hilfe und Unterstützung allein durch den Abend. Und man muss gleich feststellen, dass es sich um eine Meisterleistung der Konzentration, der Differenzierung, der Ironie handelt, die sie hier bietet, in bewusster sprachlicher Vielfalt von Akzenten hier und dort. […] Und dabei doch kein leeres Virtuosenstück – was man auch nicht übel nähme, angesichts von so viel stupendem Können.
Der Neue Merker (Renate Wagner)

 

 

 

Tiegenhof

Tiegenhof
Martina Gredler
Teatr Fredry Gniezno
2019

Mit Kamila Banasiak | Zuzanna Czerniejewska | Martyna Rozwadowska | Iwona Sapa | Paweł Dobek | Bogdan Ferenc | Maciej Hązła | Roland Nowak | Wojciech Siedlecki
Ausstattung Anna-Luisa Vieregge
Übersetzung Sara Dec
Fotos Dawid Stube

Die heutige Psychiatrie von Gniezno (Wojewódzki Szpital dla Nerwowo i Psychicznie Chorych Dziekanka) wurde während der Besatzung durch die deutschen Nationalsozialisten in den Jahren 1939 bis 1945 in „Gauheilanstalt Tiegenhof“ umbenannt. In dieser Zeit wurden in der Psychiatrie im Rahmen der Aktion T4 u.a. unter dem Sonderkommando Lange zwischen 3.500 bis zu 5.000 unschuldige Menschen ermordet. Niemand kennt die Toten, niemand weiß, wo diese bestattet sind, niemand erinnert sich an sie.

Der Krieg mit den Molchen

Der Krieg mit den Molchen
Karel Čapek
Schubert Theater Wien
2018

Mit Aleksandra Ćorović (Puppenspiel) | Christoph Hackenberg (Puppenspiel)
Puppenbau Christoph Bochdanksy
Bühne Lisa Zingerle
Musik Jana Schulz (Militärharfe)
Licht Simon Meusburger
Dramaturgie & Fassung Martina Gredler
Fotos Barbara Pálffy | Sebastian Kainradl

Pressestimmen:

Kleine Bühne, große Wirkung – Von findigen Geschäftsmännern und sprechenden Reptilien: Das Schubert Theater ist 2018 auf den Molch gekommen
Der von einem holländischen Schifffahrtsunternehmen mit der Erschließung neuer Geldquellen beauftragte Kapitän van Toch (meisterhaft fluchend von Puppenspielerin Aleksandra Ćorović zum Leben erweckt) setzt die von ihm entdeckten bis dato unbekannten und erstaunlich intelligenten Wesen für die Gewinnung von Perlen ein. […] Ebenso treffsicher wie die Pointen, die von den Schauspielern kontinuierlich in den Zuschauerraum abgefeuert werden, verfehlt auch die ernste Botschaft, die hinter der satirischen Handlung steht, ihre Wirkung nicht. Obwohl das Werk bereits in den 30er Jahren im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges erschienen ist, hat es bis heute nichts an seiner Aktualität eingebüßt. Ausbeutung zugunsten von Gewinnmaximierung, imperialistische Bestrebungen und das Erstarken faschistischer Regime: Themen die zu Čapeks Zeiten brandaktuell waren – Themen, die es noch heute sind. […] Das alles macht aus „Der Krieg mit den Molchen“ eine tiefschwarze Parabel vom Zustand unserer Welt – humorvoll vom Team des Schubert Theaters in Szene gesetzt. Auf die Zuseherinnen und Zuseher wartet ein unterhaltsamer Abend ohne erhobenen Zeigefinger; eineinhalb Stunden, die wie im Flug vergehen, mit Sätzen, die nachhallen. Wenige Worte, die das System des Kapitalismus vermutlich besser auf den Punkt bringen könnten, als jene von einem findigen Geschäftsmann geäußerten: „Ich weiß nicht, was ein Molch ist, ich kenne nur seinen Preis.“ Großes Theater auf kleiner Bühne. Bravo!
Kulturfuechsin (Sandra Schäfer)

Die Kritiker der Molche waren früher selber solche
Jana Schulz nimmt mit Harfe und Akkordeon Platz, um die Aufführung von „Der Krieg mit den Molchen“ in der Regie und Fassung von Martina Gredler zu begleiten. Sanft modernisiert nach dem dystopischen Roman von Karel Čapek aus dem Jahre 1936 (er wurde dafür von den Nazis verfemt) zeigen Aleksandra Ćorović, Jugoslawin – „EX!“, wie ihr Kapitän van Toch, der Molchentdecker, ständig ins Gesicht brüllt –, und Christoph Hackenberg, Tirol (derzeit meist Wien, also auch Ex), mit ihren Puppen wenig Molch, aber dafür viel menschliche Gemeinheit. Auch Brecht – und Melodien von Weill und Eisler – werden großzügig und passend zitiert.
Falter (Martin Lhotzky)

Der große Marsch

Der große Marsch
Wolfram Lotz
Österreichische Erstaufführung
Burgtheater Wien | Kasino
2018

Mit Brigitta Furgler | Kristóf Gellén | Teresa Hager | Sören Kneidl | Eva Maria Schindele |
Lukas Weiss | Stefan Wieland | Constanze Winkler
Bühne Claudia Vallant
Kostüm Anna-Luisa Vieregge
Musik Rupert Derschmidt
Licht Norbert Gottwald
Dramaturgie Karoline Exner | Hans Mrak
Fotos Georg Soulek | Reinhard Werner

Pressestimmen:

Schluss mit bemüht
Quietschbunt legt Martina Gredler die österreichische Erstaufführung von „Der große Marsch“ an. In Kurzszenen wuseln 21 Figuren auf der Bühne des Burgtheater-Kasinos. Die Ausstattung (Anna-Luisa Vieregge, Claudia Vallant) setzt auf manch berückenden Einfall. […] Gredlers Nummernrevue spielt mit Disonanzen (schiefen Fanfaren), Buntheit und Übertreibung. Auch mit Sprachauffälligkeiten: Es sächselt, berlinert und westösterreichert. […] Lotz nimmt den Betrieb aufs Korn. Die Selbstüberbeanspruchung des Theaters als moralische, politische Anstalt. Die eigene Heroisierung darob. Ganz entkommt die Aufführung dem Kritisierten aber nicht: Statt Gemüsebratlingen (im Original) werden Punschkrapfen im Publikum verteilt. Außen glänzend türkis, innen richtig schön braun.
Der Standard (Michael Wurmitzer)

Absurde Talkshow über den Sozialstaat
Ergänzt wird die amüsante, decouvrierende und auch bitterböse Nummernrevue – eine Moderatorin begrüßt nacheinander illustre Gäste – um heimische Auswüchse. Statt des monströsen Buffets gibt es türkise Punschkrapferln: innen braun, wie wir auch von Thomas Bernhard wissen. […] Im Zentrum stehen ohnedies die sechs Schauspielschüler, die Proben ihres Talents abgeben und gekonnt Gabaliers Hakenkreuz-Pose nachmachen.
Kurier (Thomas Trenkler)

Bitte verlassen Sie jetzt umgehend die Bühne (Das Beste der Woche | Stern)
So stellt die ausgelassene Parade eine wichtige Frage: Wer darf heute eigentlich auf die Bühne, wovon muss das Theater erzählen? Studierende der Musik und Kunst Privatuniversität Wien zeigen in Martina Gredlers Regie mit Karacho, was sie können.
Falter (Martin Pesl)

Vergnügliches Antitheater
Die Regie von Martina Gredler hält die 90 Minuten dieses intellektuellen Drahtseilakts mit immer neuen Arabesken in Spannung. […] Musikalisch eingedonnert mit ironischen Klassikerverzerrungen von Rupert Derschmidt, stellt Eva Maria Schindele, gewiss bald im Privat-TV, herrliche Unbedarftheit dar, Teresa Hager eine am glatten Metier Verzweifelnde. Kristóf Gellén brilliert schwyzerdütsch und alaba-maenglisch, Lukas Weiss gefällt am besten als Prometheus aus der Wiener Gosse, Sören Kneidl als sächselnder Kann-nit-verstan. Constanze Winkler kassiert – nicht stubenreine! – Lacher, wenn sie als Arbeitgeberpräsident Hundt eins von vier Beinen hebt. Aus dem Ensemble geben Brigitta Furgler und Stefan Wieland als verhuschter Poet Lotz Entwicklungshilfe. Reicher junger Beifall.
Wiener Zeitung (Hans Haider)

Schrill, schriller, Lotz
Dabei legte sich der Schauspielnachwuchs so ins Zeug, dass man vergessen konnte, dass sich die jungen Leute noch in ihrer Schauspielausbildung befinden. Nicht nur, dass die Charaktere ausdrucksstark gespielt wurden, die Artikulation aller war bemerkenswert. […] Soweit die Beurteilung der Technik: Glatte 10 Punkte. Was die Spielfreude betrifft, so kommt man auf die gleiche Punktezahl. […] Wenn Bakunin gleich mit zwei Rauschebärten und Langhaarmähne auf die Bühne kommt und während seines Interviews sein sein „Nachfahre im Geist“, Slavoj Zizek, via Einspielung parallel zu hören ist, wenn sich der ehemalige, deutsche Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt (Constanze Winkler) am Ende einer Debatte auf alle Viere begibt und sein Bein zum Pinkeln hebt, wenn Mr. Trump und Kim Jong-Un auf T-Shirts ihre Konterfeis vor sich hertragen und gemeinsam einen Nonsens-Chor aufstellen, dann macht die Regisseurin deutlich, dass sie dem ohnehin schon bewusst schrägen Text noch eine gehörige Portion Theaterwahn hinzufügt (Kostüme: Anna-Luisa Vieregge). […] Der philosophische Exkurs, den der Regisseur während des Verzehrs eines picksüßen Punschkrapferls in den derzeitigen Regierungsfarben – außen türkis und innen braun – von sich gibt, endet mit der weisen Aussage: „Es gibt viele miteinander konkurrierende Wahrheiten, das kann nicht jeder ertragen. Das ist die Wahrheit!“
European Cultural News (Michaela Preiner)

Berlin Alexanderplatz

Berlin Alexanderplatz 
Alfred Döblin
Schubert Theater Wien
2019

Mit Aleksandra Ćorović | Markus-Peter Gössler
Bühne Claudia Vallant
Puppenbau Christoph Bochdansky
Musik & Dramaturgie Jana Schulz
Licht Simon Meusburger
Fotos Barbara Pálffy|

Pressestimmen:

Biberkopf, Bibberkopf, Stimmimkopf
Franz Biberkopf hört Stimmen. Viel Nettes haben die ihm aber nicht zu sagen, reizen ihn eher, beleidigen ihn. Der weltkriegsversehrte Antiheld aus „Berlin Alexanderplatz“, dem literarischen Hauptwerk (1929) des Nervenarztes Alfred Döblin, bemüht sich auch in der mit aktuellen Bezügen versehenen Interpretation seines Lebens sehr, das Richtige zu tun, gerät aber dennoch – zu Unrecht – unter Mordverdacht. Dazu ertönt Musik, die man am besten mit „Neue Deutsche Welle trifft Hanns Eisler“ umschreiben könnte. Alles ein bisserl seltsam. An den zahlreichen Puppenkopf (Biberkopf und drei weitere sind große Klappmaulpuppen, alle anderen, kleineren Püppchen stehen für die Berliner) werken Aleksandra Ćorović und Markus-Peter Gössler, am Akkordeon begleitet sie Jana Schulz, die siebzigminütige Fassung und Regie stammen von Martina Gredler.
Falter (Martin Lhotzky)

Böhm (Regiemitarbeit)

Böhm (Regiemitarbeit)
Paulus Hochgatterer
Uraufführung
Schauspielhaus Graz
2018

NESTROY Nominierung 2018 (Beste Bundesländer-Aufführung)

Mit Nikolaus Habjan
Regie Nikolaus Habjan
Bühne Julius Theodor Semmelmann
Kostüm Cedric Mpaka
Licht Thomas Trummer
Dramaturgie Elisabeth Geyer
Fotos Lupi Spuma

Pressestimmen:

Net lach’n – spielen, meine Herren!
„Böhm“ heißt das am Donnerstag im Grazer Schauspielhaus aus der Taufe gehobene Stück, ein von Paulus Hochgatterer brillant zurechtgeschnittener, tiefenscharfer Text. Abrechnung mit der Nazi-Vergangenheit des Dirigenten? Die schleicht sich ein unter einer Folie aus Anekdotischem und umwerfend-bärbeißigem Grant. Da sind fiktive Gespräche mit Nazi-„Impresarii“ ebenso drin wie jenes denkwürdige Flughafen-Interview mit Karl Löbl, das Böhms Abgang als Staatsoperndirektor 1956 zumindest nicht verlangsamt hat. […] Jubel für Paulus Hochgatterer und Nikolaus Habjan, aber auch fürs Team, aus dem Habjan vor allem die Co-Regisseurin Martina Gredler besonders hervorhob. Eine so dichte, zwischen politischem Anspruch und Humor wohl abgewogene Produktion kann nur im Teamwork gelingen.
DrehPunktKultur (Reinhard Kriechbaum)

Habjans begnadete Ein-Mann-Show
Es sind atemberaubende eindreiviertel Stunden, zu denen Nikolaus Habjan ins Grazer Schauspielhaus lädt. Der Regisseur, Puppenspieler und Schauspieler verleiht Paulus Hochgatterers präzisem Text „Böhm“ eine Tiefe, die sonst eher die von Karl Böhm dirigierten Werke erreichen. […] Nikolaus Habjan zeigt als Schauspieler, Puppenspieler und Regisseur eine facettenreiche Auseinandersetzung mit Karl Böhm. […] Den faszinierenden, klugen und erstaunlich vielschichtigen Abend hat Habjan gemeinsam mit Martina Gredler inszeniert, die wandelbare Bühne stammt von Julius Theodor Semmelmann, die Kostüme steuerte Cedric Mpaka bei. Ein Theatererlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.
Kronen Zeitung (Michaela Reichart)

Tanz auf dem Vulkan der Geschichte
In Graz zeigt der phantastische Nikolaus Habjan ein Stück über einen verrufenen Sohn der Stadt. […] Zu Beginn jedenfalls sitzt der alte Mann allein auf der wunderbar von Julius Theodor Semmelmann als Sammelsurium von Fünfziger-Jahre-Kommoden aus Wurzelholz, selbstverständlich mit Uhren und Weckern vollgestellt, umgebenen Vorderbühne in seinem Rollstuhl. […] Er [Nikolaus Habjan] bringt sogar […] knapp einen Meter große marionettenartige Puppen zum Einsatz und zeigt dabei seine Virtuosität in der Verwendung der unterschiedlichsten Zungenschläge: vom rumänischen Helfer über das näselnde Schönbrunnerdeutsch-Wienerisch Böhms bis hin zum sächselnden Reichsgaumusikbeauftragten. Dabei gelingt ihm, was nur den besten Puppenspielern – noch dazu hat Habjan mit Hilfe von Marianne Meinl alle Puppen selbst angefertigt, und die Lebensähnlichkeit der Pappmachékameraden wird immer größer – glückt: Nach kaum einer Schrecksekunde vergisst man, dass man Puppen vor sich sieht. Und am Ende dieses erstaunlichen, geglückten, minutenlang frenetisch beklatschten Abends hat Habjan doch noch Böhm vom Sockel gestoßen. Ein gleichzeitig beklemmendes und befreiendes Bild.
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Martin Lhotzky)

Der fahle Maestro
Das Bühnenbild (Julius Theodor Semmelmann) ist ein Geviert aus braunen Kommoden. Sehr witzig sind die Szenen, in denen der autoritäre, pedantische Böhm auf der Probe den jungen Walter Berry schikaniert oder einen Musiker zur Schnecke macht. […] Der begnadete Stimmenimitator und Komödiant Habjan ist hier ganz in seinem Element. Obwohl er sich selbst hauptsächlich als Regisseur versteht, zeigt sich Habjans Meisterschaft auch diesmal in seiner Performance. […] Von Böhm gibt es mehrere Puppenversionen, am gespenstischsten ist jene Szene, in der bloß der silbrig-fahle Schädel des Dirigenten zum Einsatz kommt, den Habjan sich vor den Kopf hält. Den stärksten Eindruck aber hinterlässt der alte Mann, der gebrechlich in seinem Rollstuhl kauert, durch dicke Brillen blickt und sich mit seinem rumänischen Pfleger und dessen kleiner Schwester unterhält.
Süddeutsche Zeitung (Wolfgang Kralicek)