Die Ärztin

Die Ärztin
Robert Icke
Staatstheater Nürnberg
2025

Mit Aydın Aydın | Julia Bartolome | Pius Maria Cüppers | Amadeus Köhli | Matthias Luckey | Claudia Gyasi Nimako | Thomas Nunner | Pola Jane OʼMara | Justus Pfankuch | Adeline Schebsch | Elina Schkolnik
Bühne Sophie Lux
Kostüm Moana Stemberger
Musik Vera Mohrs
Licht Günther Schweikart
Dramaturgie Eva Bode
Fotos Konrad Fersterer

Pressestimmen:

Frau im Kreuzfeuer: „Die Ärztin“ macht Schnitzler am Nürnberger Schauspielhaus hochaktuell
Klug, komisch und doch auch todernst: „Die Ärztin“ holt Arthur Schnitzlers Stück „Professor Bernhardi“ in Nürnberg hochaktuell in die Gegenwart – und führt heutige hysterische Aufregungen anhand eines medizinischen Notfalls gnadenlos vor Augen. […] Julia Bartolome als Ärztin spielt das grandios. In sich ruhend bis zuletzt, unaufgeregt verstruwwelt und katzenhaft lächelnd, ganz konzentriert auf ihre Aufgaben und ihren Anstand, ohne das Pathos, das diese Rolle haben könnte. […] Dabei ist „Die Ärztin“ so unterhaltsam, clever und spannend wie eine dieser umwerfend guten US-Serien, die es gerade im Streaming zu sehen gibt. […] Martina Gredler, die bereits an den Kammerspielen zwei herausragende Inszenierungen vorlegte („Im Menschen muss alles herrlich sein“ und „Jeeps“), gelingt es auch im großen Haus, die komplexe Materie hinreißend menschlich umzusetzen. Da sitzt jede kleine Geste, werden Wortgefechte – bis zur TV-Talk-Show als Tribunal – genüsslich entzündet, unterschiedlichste Sichtweisen verständlich gemacht. […] Ein Clou des Stücks, der bis zum Schluss für Überraschungen sorgt, ist die raffinierte Entscheidung, Männer Frauen spielen zu lassen und umgekehrt. Auch Schwarz und Weiß wechseln, machen immer wieder eine Schere auf zwischen Bühnenfigur und Text, die den Betrachter zu ständiger Neujustierung zwingt. […] Ein wunderbares Well-made Play, von Gredler und ihrem Team vielschichtig, geistig anregend und zuletzt anrührend in Szene gesetzt.
Nürnberger Nachrichten (Wolf-Ulrich Ebersberger)

„Die Ärztin“: Robert Ickes Drama um eine Medizinerin ist das Theaterstück der Stunde und der digitalen Zeit
München spielt es, Ingolstadt und Nürnberg ebenfalls: Robert Ickes Drama um eine Medizinerin ist das Theaterstück der Stunde und der digitalen Zeit. […] In Nürnberg spielen Frauen auch Männer (und umgekehrt), Schwarze auch Weiße (und umgekehrt). Was zunächst verwirrend wirkt, hat bald verständliches System: Im Kampf um Rassismus, Diskriminierung, Glaubenszugehörigkeit sollen offensichtliche Identitäten keine Rolle spielen. Egal, wo: hingehen, anhören, anschauen.
Augsburger Allgemeine (Rüdiger Heinze)

Zwischen Moral, Identität und öffentlicher Meinung
Ein wichtiger Theaterabend: Martina Gredler bringt „Die Ärztin“ von Robert Icke auf die Bühne des Nürnberger Schauspielhauses. – „Jesus hat nicht im digitalen Zeitalter gelebt.“ – „Heue kreuzigt man anders.“ – „Das Goldene Zeitalter ist vorbei.“ Diese Sätze treffen ins Mark. […] In Nürnberg sorgt Regisseurin Martina Gredler mit präziser Figurenführung und einer pointierten Besetzung für Schärfe – die Fronten sind klar, die Wirkung enorm. […] Ein starkes Ensemble, ein intensives Stück.
Donaukurier (Roland H. Dippel)

Ein bisschen trallalala

Ein bisschen trallalala
Eine Hommage an Fritzi Massary und Max Pallenberg
Ruth Brauer-Kvam | Martina Gredler
Volksoper Wien
2024

Mit Ruth Brauer-Kvam | Robert Palfrader
Musikalische Leitung Adam Benzwi
Video Madis Nurms
Sounddesign Martin Lukesch
Dramaturgie Jürgen Bauer
Fotos Barbara Pálffy

Pressestimmen:

Ein Trallala für zwei Paradiesvögel zum Verlieben
Der Funke ist übergesprungen. Einige werden jetzt wohl im Internet nach Einträgen zu Fritzi Massary suchen und vor allem bei dem Interview aus dem Jahr 1965 hängen bleiben. Über 80 Jahre alt ist die Massary da bereits, ungebrochen blitzen Charme, Charisma und Wärme durch. Kurze Passagen aus dem Videomaterial durchziehen den Abend „Ein bisschen trallalala“ an der Wiener Volksoper: Das Tüpfelchen auf dem i in dieser Produktion, die Ruth Brauer-Kvam als Hommage an Fritzi Massary und Max Pallenberg gemeinsam mit der Regisseurin Martina Gredler auf die Bühne gebracht hat. […] Gemeinsam mit einem knapp zwanzigköpfigen Salonorchester, das Adam Benzwi vom Klavier aus leitet, präsentiert Ruth Brauer-Kvam die größten Hits der Massary. Robert Palfrader schlüpft in die Rolle Pallenbergs und punktet besonders in den Dialogen mit gutem Timing und spürbarer Textleidenschaft. Der immense Wortwitz samt frivoler Doppeldeutigkeiten, der große sprachliche Reichtum und der jüdische Humor sind die Tragfläche des Abends. Seine Schatzkiste. […] Der knapp siebzigminütige Abend erwischt genau die richtige Mischung aus Verbeugung, Erinnerung, Bewunderung, Tiefe und eigenem Entfaltungsraum. Alles echt. So wie bei der Massary, die immer Champagner und nie Wasser auf der Bühne getrunken hat.
Die Presse (Marion Eigl)

Paradiesvögel vor dem Untergang
Hier fegen zwei Temperamentbündel über die Vorderbühne. Zum einen Ruth Brauer-Kvam, die gemeinsam mit der Regie auch Buch und Konzept verantwortet hat: […] Mal schwebt diese Diva mit nasaler Grandezza über den Dingen, mal flattert sie als kokettes Huhn durch die Szene und ist entsprechend federnreich gewandet. Dazu passend entert Pallenberg die Bühne im Gockelkostüm: Robert Palfrader verleiht dem Kaiser der Zwischenkriegskomödien feiste Fröhlichkeit und soliden (Sprech-)Gesang, lässt düstere Pointen aber nicht zu Wuchteln verkommen.
Der Standard (Christoph Irrgeher)

Tingeltangel-Kolibris
Rasant, charmant, frivol und ein wenig melancholisch, so trällern sich an der Wiener Volksoper die Diseuse, Tänzerin und Schauspielerin Ruth Brauer-Kvam und der Charakterkomiker Robert Palfrader in knapp 90 Minuten durch zwei eng miteinander verwobene Lebenslinien des jüdischen Showbusiness. Der Vorbühnenabend mit 18-köpfigem Orchester ist dem „bisschen trallalala“ gewidmet, das in den 1910er- bis 1930er-Jahren kometengleich die verpartnerten Entertainment-Sterne Fritzi Massary und Max Pallenberg entfachten. […] Wie eine Perlenschnur reiht sich nun ein „Trallalala“-Hit an den nächsten. Brauer-Kvam beherrscht den erotischen Sprechgesang der Massary perfekt, ohne sie zu imitieren, Palfrader echauffiert sich putzig als HB-Männchen Pallenberg, als Zigaretten-Cartoonfigur. Der Abend ist wunderbar unterhaltsam, sprüht vor klugem, fein serviertem Witz und hat auch seine traurigen Momente. Nach ihrer Flucht stirbt Pallenberg 1934 bei einem Flugzeugabsturz, Massary lebt bis 1969 bei ihrer Tochter in Beverly Hills. Da ist die einzigartig originelle Operettenkönigin fast vergessen. Zum Glück wird sie seither immer wieder neu entdeckt.
Profil (M.B.)

Ein unvergesslicher Abend: „Ein bisschen trallalala“ an der Volksoper
„Ein bisschen trallalala“, der Titel des Abends, ist einem legendären Massary-Song entliehen: „Im Liebesfalle sind nämlich alle ein bisschen trallalala.“ Brauer-Kvam, die der Massary zum Verwechseln ähnelt, singt so hinreißend kokett, dass man sich augenblicklich verliebt – in Fritzi, Ruth und den Esprit der damaligen Zeit. […] Begleitet von einem lustvoll swingenden Salonorchester unter der Leitung des famosen Pianisten Adam Benzwi wird geturtelt und gezankt, geküsst und getanzt. […] Eine liebevolle Hommage und ein unvergesslicher Abend, bei dem die Funken nur so sprühen.
Der Falter (Miriam Damev)

Böhm (Regiemitarbeit)

Böhm (Regiemitarbeit)
Paulus Hochgatterer
Uraufführung
Schauspielhaus Graz
2018

NESTROY Nominierung 2018 (Beste Bundesländer-Aufführung)

Mit Nikolaus Habjan
Regie Nikolaus Habjan
Bühne Julius Theodor Semmelmann
Kostüm Cedric Mpaka
Licht Thomas Trummer
Dramaturgie Elisabeth Geyer
Fotos Lupi Spuma

Pressestimmen:

Net lach’n – spielen, meine Herren!
„Böhm“ heißt das am Donnerstag im Grazer Schauspielhaus aus der Taufe gehobene Stück, ein von Paulus Hochgatterer brillant zurechtgeschnittener, tiefenscharfer Text. Abrechnung mit der Nazi-Vergangenheit des Dirigenten? Die schleicht sich ein unter einer Folie aus Anekdotischem und umwerfend-bärbeißigem Grant. Da sind fiktive Gespräche mit Nazi-„Impresarii“ ebenso drin wie jenes denkwürdige Flughafen-Interview mit Karl Löbl, das Böhms Abgang als Staatsoperndirektor 1956 zumindest nicht verlangsamt hat. […] Jubel für Paulus Hochgatterer und Nikolaus Habjan, aber auch fürs Team, aus dem Habjan vor allem die Co-Regisseurin Martina Gredler besonders hervorhob. Eine so dichte, zwischen politischem Anspruch und Humor wohl abgewogene Produktion kann nur im Teamwork gelingen.
DrehPunktKultur (Reinhard Kriechbaum)

Habjans begnadete Ein-Mann-Show
Es sind atemberaubende eindreiviertel Stunden, zu denen Nikolaus Habjan ins Grazer Schauspielhaus lädt. Der Regisseur, Puppenspieler und Schauspieler verleiht Paulus Hochgatterers präzisem Text „Böhm“ eine Tiefe, die sonst eher die von Karl Böhm dirigierten Werke erreichen. […] Nikolaus Habjan zeigt als Schauspieler, Puppenspieler und Regisseur eine facettenreiche Auseinandersetzung mit Karl Böhm. […] Den faszinierenden, klugen und erstaunlich vielschichtigen Abend hat Habjan gemeinsam mit Martina Gredler inszeniert, die wandelbare Bühne stammt von Julius Theodor Semmelmann, die Kostüme steuerte Cedric Mpaka bei. Ein Theatererlebnis, das man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.
Kronen Zeitung (Michaela Reichart)

Tanz auf dem Vulkan der Geschichte
In Graz zeigt der phantastische Nikolaus Habjan ein Stück über einen verrufenen Sohn der Stadt. […] Zu Beginn jedenfalls sitzt der alte Mann allein auf der wunderbar von Julius Theodor Semmelmann als Sammelsurium von Fünfziger-Jahre-Kommoden aus Wurzelholz, selbstverständlich mit Uhren und Weckern vollgestellt, umgebenen Vorderbühne in seinem Rollstuhl. […] Er [Nikolaus Habjan] bringt sogar […] knapp einen Meter große marionettenartige Puppen zum Einsatz und zeigt dabei seine Virtuosität in der Verwendung der unterschiedlichsten Zungenschläge: vom rumänischen Helfer über das näselnde Schönbrunnerdeutsch-Wienerisch Böhms bis hin zum sächselnden Reichsgaumusikbeauftragten. Dabei gelingt ihm, was nur den besten Puppenspielern – noch dazu hat Habjan mit Hilfe von Marianne Meinl alle Puppen selbst angefertigt, und die Lebensähnlichkeit der Pappmachékameraden wird immer größer – glückt: Nach kaum einer Schrecksekunde vergisst man, dass man Puppen vor sich sieht. Und am Ende dieses erstaunlichen, geglückten, minutenlang frenetisch beklatschten Abends hat Habjan doch noch Böhm vom Sockel gestoßen. Ein gleichzeitig beklemmendes und befreiendes Bild.
Frankfurter Allgemeine Zeitung (Martin Lhotzky)

Der fahle Maestro
Das Bühnenbild (Julius Theodor Semmelmann) ist ein Geviert aus braunen Kommoden. Sehr witzig sind die Szenen, in denen der autoritäre, pedantische Böhm auf der Probe den jungen Walter Berry schikaniert oder einen Musiker zur Schnecke macht. […] Der begnadete Stimmenimitator und Komödiant Habjan ist hier ganz in seinem Element. Obwohl er sich selbst hauptsächlich als Regisseur versteht, zeigt sich Habjans Meisterschaft auch diesmal in seiner Performance. […] Von Böhm gibt es mehrere Puppenversionen, am gespenstischsten ist jene Szene, in der bloß der silbrig-fahle Schädel des Dirigenten zum Einsatz kommt, den Habjan sich vor den Kopf hält. Den stärksten Eindruck aber hinterlässt der alte Mann, der gebrechlich in seinem Rollstuhl kauert, durch dicke Brillen blickt und sich mit seinem rumänischen Pfleger und dessen kleiner Schwester unterhält.
Süddeutsche Zeitung (Wolfgang Kralicek)