Figaro lässt sich scheiden
Ödön von Horváth
Stadttheater Klagenfurt
2022

Mit Hanna Binder | Florian Carove | Katarina Hartmann | Simon Jensen | Sören Kneidl | Magda Kropiunig | Benedikt Paulun | Elisa Seydel | Dominik Warta | Lukas Weiss
Bühne Sophie Lux
Kostüm Lejla Ganic
Musik Alexander Wladigeroff | Konstantin Wladigeroff
Licht Walter König
Dramaturgie Hans Mrak
Fotos Karlheinz Fessl

Pressestimmen:

„Ich verzeihe nichts!“
In Klagenfurt übernahm Martina Gredler die Regie. Sie ist – ebenso übrigens wie fast alle Schauspieler:innen – dem Wiener Theaterpublikum bekannt. Gredler gilt als kompetente Handwerkerin in verschiedenen Genres, nach Möglichkeit stärkt sie, wenn sie nicht gerade komplett weiblich besetzt, die Frauenrollen. […] Neben den vier Hauptpersonen wechseln sechs Spieler:innen die kleinen Rollen, anfangs grotesk überspitzt, später immer konzentrierter, leiser, stets die Klarheit der Gedanken im Fokus. […] Es funktioniert einfach alles außerordentlich gut. Gredler hat die eh schon nicht so lustige Komödie überraschend ins Tragische gebogen, aber so sauber und behutsam, dass wir nicht gleich bemerkt haben, dass es wehtut.
Nachtkritik (Martin Thomas Pesl)

Genug geheiratet. „Figaro lässt sich scheiden“ in Klagenfurt
Martina Gredler nahm für ihre Inszenierung des 1937, vier Jahre nach Hitlers Machtergreifung uraufgeführten Stücks ein paar kleine Änderungen vor. Mitten im zweistündigen Abend erfolgt in Richtung Publikum ein aufrüttelnder Appell in Sachen Frauenrechte, unter traurigerweise aktueller Bezugnahme darauf, wie regelmäßig sie Opfer von Gewaltverbrechen werden. Und am Ende finden, anders als bei Horváth, die geschiedenen Eheleute Figaro und Susanne nicht wieder zusammen, denn Susanne hat vom Heiraten in dieser Gesellschaft und für dieses Leben genug. […] Der schmierige Figaro des Wieners Florian Carove windet sich auch körpersprachlich höchst überzeugend in seinen Ausflüchten und behaupteten Sachzwängen, ehe er als Schlossverwalter so richtig gemein wird. Ihm dann eben nicht mehr zur Seite steht Hanna Binder als eine, die nicht mehr so herumgeworfen werden will wie im (sehenswerten) Tango mit dem Forstadjunkten. Beeindruckend ebenso Elisa Seydel als aristokratische Selbstbeherrschung in Person […] und dann Dominik Warta: Hochmut, Eleganz und Zerbrechlichkeit kommen da an die unvergessliche Leistung heran, die Helmuth Lohner dem Publikum in dieser Rolle geschenkt hat.
Der Standard (Michael Cerha)

Horváths „Figaro“ in Klagenfurt bitter und melancholisch
Mit viel Metaphorik, stilistischen Zitaten und minimalistischer Ausstattung setzt Regisseurin Martina Gredler Horváths Komödie auf die karge Bühne des Stadttheaters. Bei der Premiere am Freitag brillierten Florian Carove als ernüchterter Figaro und Hanna Binder als lebenslustige Susanne. Die Bühnenmusik aus der Seitenloge (Wladigeroff Brothers) war ein stimmiger Soundtrack zum Emigrantendrama. […] Für komische Lacher und Momente sorgt so manche Nebenfigur mit teils schrillem Slapstick, für Irritation eine feministische Kampfrede der Gräfin (Elisa Seydel), für Sinnlichkeit und Eleganz eine Tangoeinlage. […] Es ist keine lustige Geschichte, die da in Klagenfurt in knapp zwei pausenlosen Stunden erzählt wird. Es ist eine Geschichte über das Sterben der Liebe, die Suche nach Menschlichkeit, die Heimatlosigkeit.
APA (Karin Waldner-Petutschnig)

Der Verlust von Unschuld und Liebe
Die Regisseurin dosiert Witz und Slapstick sehr genau und legt den Fokus lieber auf das persönliche Drama der Figuren, das Scheitern der Liebe, den Verlust der Unschuld. […] Dieser Figaro, den Florian Carove erst mit nervöser Energie ausstattet, die schließlich in Resignation mündet, weiß, dass man sich anpassen muss, wenn man in der Fremde überleben will. […] Für den fetzigen und mitreißenden Part der knapp zweistündigen Produktion sind andere zuständig: Die Brüder Alexander und Konstantin Wladigeroff basteln unter anderem aus den Motiven der beiden „Figaro“-Opern von Rossini […] einen grandiosen Sound, der noch lange im Ohr bleibt.
Kleine Zeitung (Marianne Fischer)

„Figaro lässt sich scheiden“ feierte Premiere. Beziehungen drehen sich im Kreis
Den Schwierigkeiten der Pandemie trotzend, bringt das starke Ensemble in einer vielschichtigen Inszenierung mit zusätzlicher Frauenpower das Stück nun zur Aufführung. […] Witz und Tragik verpackt Regisseurin Martina Gredler bildreich, intensiv und vielschichtig in eine grundlegend schummrige Szenerie mit musikalischer Dynamik, die Fremdheit und Flucht durch südländische Töne oder Tango wie auch die Herkunft des Stoffes etwa mit Mozart, durchklingen lässt. […] Anfangs komödiantisch-gewitzt wandelt sich Florian Carove als Figaro zum angepassten, hoffnungslosen Selbstständigen. Lebhaft, mit großer Geste und weiblicher Frische, versucht Hanna Binder als seine Frau Susanne ein Familienglück aufzubauen und scheitert daran. […] Ausdrucksstark und facettenreich überzeugt das Ensemble nicht zuletzt mit einer Gesangseinlage von Katarina Hartmann.
Kronen Zeitung (Tina Perisutti)